Einer der größten Erfolge der Fédération Cynologique Internationale im Laufe ihrer hundertjährigen Geschichte war der erfolgreiche Umbau der Vereinigung zu einer inklusiven und modernen Organisation mit globaler Reichweite. Den Erfolg dieser Entwicklung verdanken wir der engen Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern, die sich gemeinsam mit uns für das Wohlergehen des Hundes weltweit einsetzen.

Jede Organisation von internationalem Rang braucht eine Heimat, und so hat auch die FCI einen Ort gefunden, der ihr als zuverlässige Basis für ihre weltweite Arbeit dient. Seit mehr als 60 Jahren ist unsere Vereinigung in der Stadt Thuin zuhause, die unsere beständige Weiterentwicklung und unser Wachstum über Jahrzehnte begleitet hat und deren Einwohner längst zu Mitstreitern für den Schutz und die Erhaltung des Hundes weltweit geworden sind.

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Rafael de Santiago
Präsident der FCI
Ein einzigartiges Erlebnis: Die internationale Kanaanhund-Konferenz, 20. bis 24. März 2015
© Oleg Boshkov

Die Konferenz ist zu Ende und alle Teilnehmer sind nach Hause zurückgekehrt, und hier in Israel und in manchen anderen Ländern weltweit ist der Wunsch nach „mehr davon“ zu verspüren! Dieses außergewöhnliche Event, das 50-jährige Jubiläum der Anerkennung des Kanaans als die nationale israelische Hunderasse durch den israelischen Hundeverband (IKC) und die FCI, hat neues Verständnis für die Rasse und ihr Ursprungsland verschafft.

Die aus dem Ausland angereisten Besucher wurden am ersten Tag in Israel bei örtlichen Hundefreunden untergebracht, so dass ihnen ein Eindruck vom Land und der Lebensweise vermittelt wurde. Auftakt der Konferenz (die vom 20. bis 24. März stattfand) war ein Seminar. Die drei Referenten stellten ihre Themen einem begeisterten Publikum vor, das den Seminarraum füllte. Der erste Redner, Prof. Zeev Trainin, Präsident der wissenschaftlichen Kommission der FCI, sprach über die Bedeutung von primitiven Hunden, und insbesondere des Kanaanhunds, für die kynologische Welt. Dr. Monika Baar von der Universität Groningen in den Niederlanden berichtete über die Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung, und insbesondere über die Entwicklung von Begleithunden; eines ihrer besonderen Studiengebiete ist Prof. Rudolphina Menzel, Gründerin der Kanaan-Rasse, die sich durch ihre Arbeit mit Blindenführhunden hervorgetan hat. Der letzte Vortrag wurde von Myrna Shiboleth vom Shaar Hagai-Zwinger gehalten, eine der Organisatorinnen der Konferenz und langjährige Züchterin und Richterin, die über „einen biblischen Hund im 21. Jahrhundert“ und über das erfolgreiche und glückliche Zusammenleben mit dem Kanaanhund berichtete.

Auf die Vorträge folgte eine Podiumsdiskussion unter Züchtern aus den USA, England, Italien, Frankreich und Israel über die Zukunft der Rasse.

Im Anschluss an das Seminar reisten die Besucher aus dem Ausland in den Süden weiter, an den für den Rest des Ereignisses ausgewählten Ort, die Feldschule in Hazeva, eine landwirtschaftliche Siedlung im Wüstengebiet Israels. Damit sollte den Besuchern die Möglichkeit geboten werden, die Umgebung zu erleben, die den natürlichen Lebensraum der Kanaanhunde darstellt. Die einzigartige Landschaft ist wunderschön, und zu dieser Jahreszeit dank der winterlichen Regenfälle voller Wildblumen.

Am Samstag bot sich den Besuchern in den frühen Morgenstunden die Gelegenheit zu einer ornithologischen Führung, und am späten Vormittag fand die Canaan Dog Specialty Show statt, bei der der neu geschaffene Titel des Wüstensiegers, „Desert Winner“, verliehen wurde. An der Ausstellung nahmen rund 20 Hunde teil, darunter drei Teilnehmer aus dem Ausland. Richterin war die sehr erfahrene und kompetente Dr. Agnes Ganami Kertes.

Ein hochinteressanter Punkt: Der Best of Breed-Titel ging an eine Hündin, die freilebend in der abgelegenen Wüste im Süden Jordaniens zur Welt kam. Die Zusammenarbeit zwischen israelischen und jordanischen Hundeliebhabern hatte es ermöglicht, sie nach Israel zu bringen und hier eintragen zu lassen. Bat Yarden me Dibaan Jeyni ist der erste freilebend geborene Hund, der israelischer Meister wird. Bei dieser Ausstellung wurde Jeyni die Ehre zuteil, zum Wüstensieger und Best of Breed auserkoren zu werden.

Jeyni kam in der Wüste im Süden Jordaniens zur Welt, in einer nur spärlich besiedelten Region mit sehr rauen Lebensbedingungen. Sie und ihr Bruder Jimmy wurden von einem Dorfbewohner des winzigen Dorfs Dibaan eingefangen, der sie als Wachhunde aufziehen wollte. Als der Dorfbewohner nach ein paar Monaten beschloss, dass er die Hunde nicht mehr wollte, brachte er die ca. sieben Monate alten Welpen zu einem Tierarzt in Amman, um sie einschläfern zu lassen.

Der Tierarzt konnte dem nicht zustimmen. Es waren gesunde und robuste Junghunde, und er fand keinen Grund, sie einzuschläfern. Er lehnte darum ab und bot an, sie zu übernehmen, um für sie ein neues Zuhause zu finden.

Ein in Amman lebender Mitarbeiter des amerikanischen Friedenskorps bot ihnen einen ersten Pflegeplatz, bis sie weitervermittelt werden konnten. Er fragte den Tierarzt nach der Hunderasse, und erhielt als Antwort „Kanaanhunde“.

Als seine Gattin in den USA von den Welpen hörte, suchte sie im Internet und stieß auf den amerikanischen Zuchtverein, den sie davon benachrichtigte, dass zwei junge Kanaans in Jordanien nach einem neuen Zuhause suchten. Der Zuchtverein setzte sich umgehend mit Myrna Shiboleth vom Shaar Hagai-Zwinger in Israel in Verbindung.

Da Myrna stets daran interessiert war, Hunde aus neuen Blutlinien zu finden, um sie in die Erbmasse einzuführen, nahm sie gleich per E-Mail und Skype Kontakt auf. Die Hunde waren hochinteressant, falls es eine Möglichkeit gab, sie nach Israel zu bringen. „Kein Problem“, lautete die Antwort des Amerikaners. Er war gerne dazu bereit, sie zu behalten, impfen zu lassen, sich um die erforderlichen Dokumente zu kümmern und sie dann nach Israel zu fahren.

Ca. zwei Monate später, nach der langen Fahrt von Amman bis in die Nähe von Jerusalem, kamen Janey und Jimmy im Shaar Hagai-Zwinger an. Sie waren glücklich, kontaktfreudig und neugierig, und passten sich mühelos ihrem neuen Zuhause an. Ihr Verhalten ließ wirklich nicht vermuten, dass diese Welpen in der Wüste geboren wurden, und in ihrem kurzen Leben bereits derart viele Veränderungen durchgemacht hatten.

Janey blieb in Shaar Hagai. Sie beeindruckte alle mit ihrem gleichmütigen und freundlichen Temperament. Sie wurde im Anhang des Zuchtbuchs als neuer Grundstock eingetragen. Sie liebte die Teilnahme an Ausstellungen und gewann als erster in Freiheit geborener Hund den Titel des israelischen Meisters.

Janey wurde Mutter von zwei Würfen. Mehrere ihrer Welpen sind im Ausland gelandet, um die dortigen Kanaanzuchten um neue Blutlinien zu erweitern.

Seit ihrem letzten Wurf hat Janey eine neue Karriere begonnen: sie arbeitet nun als Hütehund für eine kleine Schafherde in einem Kibbuz. Sie übernimmt die Rolle eines eifrigen Wächters, um Raub und Diebstahl zu verhindern, geht jedoch freundlich mit den Bewohnern des Kibbuz und ihren Kindern um. Janey ist für diese Aufgabe bestens geeignet. Sie liebt ihre Schafe und behandelt die Lämmer mit der gleichen Sorgfalt, die sie ihren eigenen Welpen angedeihen ließ. Zu den normalen Betriebszeiten ist sie Besuchern gegenüber freundlich und aufgeschlossen, während sie zu allen anderen Zeiten als ernstzunehmende Wachhündin ihre Herde vor allen Gefahren beschützt.

Da Janey gerne Hundeausstellungen mag, wurde beschlossen, sie zur Specialty Show der internationalen Kanaanhund-Konferenz vom 20. bis 24. März 2015 zu bringen. Mit ihrem üblichen Schwung und Enthusiasmus gewann Janey den Best of Breed-Titel sowie den neuen Spezialtitel „Desert Winner“.

© Oleg Boshkov
BOB, BIS Bat Yarden me Dibaan Jeyni
Eigentümer: Myrna Shiboleth und Ofir Paz Mishmar HaEmek

BOS Chanco’s Kavah
Züchter: Maria Selin
Besitzer: Laurence Aries

Zum besten Rüden und BOS wurde ein in Schweden geborener und in Frankreich lebender Kanaanhund auserkoren, Ch. Chanco’s Kavah. Ein großartiges Beispiel für das internationale Flair der Veranstaltung!

Der Titel des besten Junghunds (Best Junior in Show) ging an einen Sohn von Janey, Dixon me Shaar Hagai.

Als bester Welpe (Best Puppy) wurde Ben Negev me Canaan Oasis, auserkoren, der in Deutschland gezüchtet wurde und einem Bulgaren gehört.

Der nächste Tag stellte den Höhepunkt der Veranstaltung dar. Es stand eine Tour durch das südliche Wüstengebiet auf dem Programm, aus dem ein Großteil des Grundstocks der Rasse stammt, und wo immer noch freilebende Hunde vorzufinden sind, sowie Hunde, die mit Beduinenherden arbeiten. Aufgrund der Modernisierung der Lebensweise der Beduinen leben heute viele von ihnen nicht mehr in traditioneller Weise und haben nun keine Hunde mehr. In diesem Bereich haben sich auch in großem Maße Siedlungen ausgebreitet, die den Lebensraum zerstört haben, in dem die Hunde früher lebten. Auch wenn es weiterhin möglich ist, reinrassige freilebende Kanaanhunde sowie Beduinen-Kanaans zu finden, wird dies immer schwieriger. Bei Planung dieses Ausflugs konnte absolut nicht vorhergesehen werden, ob wir das Glück haben würden, irgendwelche Hunde zu sehen.

Doch das Glück war auf unserer Seite! Wir konnten eine Reihe von verschiedenen Beduinenherden in Begleitung ihrer Hunde sehen, von denen manche wunderschöne Spezies ihrer Rasse waren. Die Besucher konnten die sehr schönen aber sehr rauen Bedingungen sehen, unter denen sie leben, und ihren Wert als Arbeitshund für die Schäfer feststellen, als Wächter der Herden. Es ist hervorzuheben, dass die Aufgabe dieser Hunde darin besteht, Alarm zu schlagen und Räuber fernzuhalten, dass es jedoch keine Angriffshunde sind.

Der Höhepunkt des Tages war, als wir an einer Müllhalde in der Nähe des Beduinendorfes Hura vorbeifuhren. An diesem Ort waren Schafskadaver abgeladen worden, über denen Geier kreisten. Es wurde ein Kanaan-Rüde gesichtet, und wir hielten an, um versuchen, näher heranzukommen. Der Hund versuchte, unseren Gruppenführer abzulenken, und als wir näher kamen, kam eine Hündin aus einem dicken Dickicht aus Dornenbüschen und bellte uns an. Wir sahen sofort, dass sie Junge hatte. Sie versuchte auch, uns abzulenken, doch wir konnten ihre Welpen finden, 4 ca. sechs Wochen alte Hündinnen, die unter einem Dornenbusch auf einer dicken Schicht aus alten Schafshäuten versteckt lagen. Die Welpen waren selbstsicher und zutraulich, und hatten offensichtlich noch nie mit Menschen zu tun gehabt. Sie waren pummelig und völlig frei von Parasiten. Beide Eltern, die in achtsamer Entfernung blieben und nicht dazu in der Lage waren, mit dieser Gruppe von über 20 Personen umzugehen, waren ebenfalls in ausgezeichneter körperlicher Verfassung.

Es kommt nur sehr selten vor, freigeborene Welpen in einem Alter zu finden, in dem man noch an sie herankommt. Dies war ein sehr spannendes Erlebnis, und einer der Welpen hat uns nach Hause begleitet, um für eine neue künftige Blutlinie zu sorgen.

Der Tag endete mit einem Besuch in einem der landschaftlich reizvollsten Wüstengebiete, dem Great Crater, wobei der Sonnenuntergang über den farbenprächtigen felsigen Anhöhen bewundert werden konnte.

Der letzte Tag der Konferenz wurde mit einer Fahrt entlang des Toten Meeres und einem Besuch in Jerusalem abgeschlossen, denn eine Reise nach Israel wäre ohne einen Besuch in der heiligen Stadt unvollständig.

Obwohl sich nur wenige der Teilnehmer aus dem Ausland und aus Israel bereits zuvor persönlich kennengelernt hatten, war während der gesamten offiziellen Aktivitäten sowie den gemeinsamen Mahlzeiten und abendlichen Diskussionen eine wunderbare Atmosphäre zu verspüren. Es entstanden viele neue Freundschaften, und wir hoffen, dass dies dem Fortbestand der Kanaanrasse neuen Auftrieb geben wird, und zum Verständnis für einen biblischen Hund, der in der modernen Welt lebt, beitragen und die internationale Kooperation zum Wohle der Rasse verstärken wird. Besucher, die zu Freunden geworden sind, haben auch versprochen, bald wieder zu kommen.

© Bar Aharon
Wilder Wurf
© Bar Aharon
Wilder Kanaanhund
© Bar Aharon
Wilder Kanaanhund
© Bar Aharon
Wilder Kanaanhund
© Bar Aharon
Wilder Kanaanhund
© Bar Aharon
Wilder Kanaanhund