Die Zeit ist reif, um Kynologie auf internationaler Ebene zu betreiben.
Der Kynologische Kongress: die Vorbereitungssitzung findet am Montag, dem 8. August 1910 in Den Haag statt.
© Oleg Boshkov
Vorbereitungssitzung 1910 in Den Haag, Deckblatt des Protokolls.
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Vorbereitungssitzung 1910 in Den Haag, 1. Seite des Protokolls
Nachdem die Veranstaltung einer Tagung in Wien gescheitert war, organisiert der „Executive Board of the Cynological Organisations in Holland“ (sic) eine vorbereitende Tagung im Restaurant Van der Pyl in Den Haag, die am Montag, dem 8. August 1910 um 10 Uhr morgens beginnt. Das Ziel der Sitzung besteht darin, die erforderliche Vorarbeit und die Organisationsweise festzulegen, um im Jahr 1911 eine Gründungstagung mit dem Ziel der Gründung eines internationalen Hundeverbands durchzuführen.
Die folgenden Teilnehmer sind anwesend :
- Für Deutschland: Herr Dr. med Forschele und Herr Fritz Langen, Vertreter der Delegierten Kommission; Herr Dr. Phil. A.L. Buschkiel, Vertreter des Kartell der Stammbuchführenden Spezialclubs.
- Für Belgien: Herr G. de Buck, Herr G. van Muylem und Herr S. Goffin, Vertreter der Société Royale Saint-Hubert.
- Für Frankreich: Baron Jaubert, Vertreter der Société Centrale pour l’Amélioration des Races de Chiens en France.
- Für die Niederlande: Baron F.W. van Tuyll van Seroonskerken und Dr A.J.J. Kloppert, Vertreter des Raad van Beheer.
- Für die Schweiz: Herr G. Bossi, Vertreter der Schweizerische Kynologische Gesellschaft.
Die Vorbereitungssitzung wird von Baron van Tuyll eröffnet, der die Teilnehmer im Namen der Niederlande willkommen heißt. Da er aufgrund einer Ohrinfektion (im Bereich der Eustachischen Röhre) den Worten der Redner nur beeinträchtigt folgen kann, übergibt er den Vorsitz an Baron Jaubert. Das Protokoll wird von Dr A.J.J. geführt.
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Dr. A.J.J. Kloppert (NL), der allererste Generalsekretär der FCI (1911-1913)
Der erste zu behandelnde Punkt ist die Festlegung von Datum und Ort der Gründungstagung im Jahr 1911. Es wird beschlossen, eine zweite Vorbereitungstagung am 17. und 18. Februar 1911 in Köln abzuhalten, gefolgt von einer Gründungstagung am 23. und 24. Mai 1911 in Paris. Die bereits von der Société Centrale de Paris zur Vorbereitung der Wiener Tagung geleistete Arbeit dient als Leitfaden für die Gespräche.
Nun gilt es, einen offiziellen (auf Statuten gestützten) internationalen Verband von nationalen Hundevereinigungen einzurichten. Der Begriff „international“ muss so definiert werden, dass er sich auf internationale Hundeausstellungen mit ihren eigenen spezifischen Reglements, Programmen und Platzierungen anwenden lässt. Es werden auch spezifische Reglements für jede der zahlreichen internationalen Prüfungen benötigt, die Jagdhunden offenstehen, und entsprechende Reglements für internationale Gebrauchshundeprüfungen.
Dies impliziert das Aufstellen von internationalen Richterlisten, die von ihren nationalen Hundeverbänden zugelassen werden, die gegenseitige Anerkennung der Zuchtbücher, Präfixe und Affixe, sowie die Einrichtung eines Internationalen Champion-Titels - ein Punkt, der von den Niederlanden auf die Tagesordnung gesetzt worden war.
Die Gründung eines internationalen Verbands erfordert auch die Festlegung der Funktionen des Richtergremiums, Regeln für das Ausschlussrecht von Vereinen und Personen, Disqualifizierung im Betrugsfall, die Verabschiedung eines Ehrenkodex und die Einrichtung eines Vermittlungsausschusses. Und bereits zu jener Zeit wird über die Frage des Status von Profis und Händlern gegenüber Amateuren diskutiert.
Bei der Sitzung wird dem Vorschlag zugestimmt, drei Vorbereitungsausschüsse einzurichten, die jeweils unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche haben. Die Ausschussmitglieder haben ihre Abschlussberichte bis zum 1. Januar 1911 an Herrn Dr. Kloppert (Hilversum, Niederlande) zu senden, der dann eine Zusammenfassung aller Berichte anfertigen wird, um diese bis zum 15. Januar 1911 allen Mitgliedern zuzusenden.
Herr van Muylem macht den Vorschlag, dass sich die anwesenden Organisationen gegenseitig jeweils ausschließlich als die nationalen Hundesportvereinigungen ihres jeweiligen Landes anerkennen sollten. Dieser Vorschlag wird einstimmig angenommen.
Herr Goffin kündet die Einrichtung eines Informationsbüros und einer Dokumentationsstelle in Brüssel an, die Unterstützung durch die belgische Regierung erhalten wird. Er beantragt, dass bei der Kölner Tagung der Beschluss gefasst wird, dass dieses Büro von den anwesenden Organisationen offiziell anerkannt wird.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt sieht die Einrichtung eines ständigen Generalkomitees vor, das mit internationalen Fragen umzugehen hat. Im Rahmen der Vorbereitungssitzung wird jedoch nicht ausführlicher auf diesen Punkt eingegangen.